Gedichte auf Deutsch

(Poems in German)

Die Natur des Lebens

Nichts ist endgültig, nichts ist wahr.

War jemals etwas real, das ich sah?

Die wahre Natur des Lebens liegt versteckt

illusorisch vorgetäuscht im Objekt.

 

Das Wasser schmeckt so süß und rein.

Wie kann es dienen dem Schein?

Ich fühle, ich sehe, ich denke.

Wozu dienen diese Geschenke?

 

Zu vergessen das Sein hinter den Grenzen,

eingetaucht in ein Leben voller Turbulenzen

in den sieben Reichen, die als Käfig dienen

für ihre fleißigen blinden Arbeitsbienen.

 

Verliebt haben sich manche von uns,

fühlen uns klug und besser durch die Kunst.

Seht doch nur, was der Mensch hervorrief:

Das Leben auf dieser Erde ist so kreativ.

 

An der Brust der Stimulation hängen wir.

Nimm sie mir nicht weg, ich will das hier.

Was es auch noch alles geben mag,

für mich zählen nur die Materie und der Tag.

 

Hinter den Grenzen liegt eine freie Welt,

die sich nur der Verrückte vorstellt,

der versteht, die Illusion lebt im Leben selbst,

auch wenn du es für noch so wahr hältst.

© 2021 Anna Antonia

Letzter Atemzug des Drachens

Das Schlachtfeld hat sich geklärt.
Vom Kampf wabert noch der Rauch.
Der Drache ruft: Auf dass ihr alle sterbt.
Ich bringe euch den Höllenbrauch.
 
Auch wenn mein Körper schmerzt
von Wunden übersäht, mit Blut getränkt,
ich gebe nicht auf, packe zu beherzt.
Das Todesurteil wurde verhängt.
 
Seht mich an, mein Feuer züngelt bereits.
Jetzt lassen wir die Taktik mal beiseite.
Ich werde überschwemmen euren Sinnesreiz
und führen in die weltliche Pleite.
 
Wie könnt ihr es wagen zu glauben,
dass ihr über einem wie mir steht.
Äonen sahen meine alten Augen,
euch der leichteste Windstoß verweht.
 
Ihr meint die Verträge seien abgelaufen?
Wagt mir nicht zu widersprechen.
Ein dummer nichtsahnender sozialisierter Haufen
meint sich von mir loszubrechen?
 
Nun, wenn es so sein soll, dann kommt.
Ein Abschiedsgeschenk werde ich euch geben.
Ich lade euch ein, kommt zur Front,
lasst mich eure Seelen von hier wegfegen.

© 2021 Anna Antonia

Eine Wahl?

Träge verstreichen die Stunden,

während wir den Alltag erkunden.

Die Dunkelheit lehrt uns das Licht,

doch sehen wir nur das Licht in der Dunkelheit,

wenn wir diskutieren im Streit,

denn ein jeder ist auf seine Ansicht erpicht.

 

Das gefällt mir, das gefällt mir nicht.

Ich entscheide, ich schreibe das Gedicht.

Oder? Wer führt diese Feder im Abendrot,

wer schreibt die Geschichte, du oder ich?

Sag es mir augenblicklich, nun sprich,

wer lenkt die Zügel vor dem Tod?

 

Bin das wirklich ich wer bestimmt,

worauf mein Leben sich besinnt?

All die Entscheidungen, all die Taten,

was ich sage, wohin ich gehe,

zu welchen Werten ich stehe,

beruhen sie auf weltlichen Daten?

 

Oder wurden sie geschmiedet, weit bevor

ich zum ersten Mal durchschritt das Tor,

die Augen öffnete, schrie, meine Eltern sah,

von da an, hatte ich selbst die Wahl?

Oder war es nur ein wegweisendes Merkmal?

Ich agierte nur das aus, was sowieso geschah?

© 2021 Anna Antonia

Der Weg nach Hause

Der Weg nach Hause steht offen.

Man braucht nicht nur zu hoffen,

dass eines Tages das Licht erhellt

den Pfad zur Freude und zur Liebe,

auch wenn der Mut sinkt rapide,

gibt es einen Ausweg vom Feld.

 

Ach, mein Herz dein klares Sehnen,

hab‘ ich vernommen, sehe die Schemen,

die in meinem Kopfe tanzen,

um meine Aufmerksamkeit zu stehlen,

damit die Klarheiten im Leben fehlen,

eingetaucht in die weltlichen Romanzen.

 

Das Einzige, was dazu notwendig ist,

ist der Wille, den man heutzutage vermisst.

Abgefunden hat sich ein jeder mit dem Alltag:

Ich kann nichts ändern, besser wird’s ja eh nicht.

Ich verstehe nicht, was ist das Licht,

von dem ein jeder spricht auf dem Pfad?

 

Es ist wie es ist, der Glaube erwacht,

lehrt dir Vertrauen in der Nacht.

Was kommt, soll kommen, sieh,

das Leben hält die Lösungen bereit.

Kannst du jedoch aufhören mit dem Streit,

der herrscht in deiner Fantasie?

© 2022 Anna Antonia

Verrat an einem selbst 

Von welcher Kunde war die Rede

auf dem langen nach Hause Wege?

Ich dachte gestern und noch heut‘,

doch erklang in mir die Disharmonie

getreu der bewährten Strategie

von den nach Macht gierenden Leut‘.

 

Geschwiegen hab‘ ich lange Zeit.

Hab‘ mich gehalten an den Eid,

der vor Jahrzehnten mich erkor,

als ich weilte als harsche Maid,

die Aufrichtigkeit habe entweiht

und meine kindliche Freude verlor.

 

Die Willkür mag um mich schlagen,

das Angebot von Pluto mir antragen,

um mich zu zerreißen in der dunklen Nacht,

wenn selbst die Richter schlafen,

den gewitzten Schelm nicht bestrafen,

da schlafend in sich ruht der Verdacht.

 

Die Trennung schnitt mich entzwei.

Ach, wieso hab‘ ich geglaubt der Partei,

die mir die Normalität billig verkaufte,

als der Mast meines Schiffes zerbrach,

mir hochheilig wieder Freude versprach

und mein Gehirn den Trank brav saufte.

 

Nun steh ich da, verloren, was einst geliebt

an meiner Seite schlief, ja, du hast gesiegt.

Hast mir genommen, was ich freiwillig gab.

Grollen kann ich deswegen nur mir,

ich hab‘ die Zeichen einfach nicht kapiert

und beging an mir selbst Verrat.

© 2022 Anna Antonia

An meinen gutgläubigen Sohn 

Welch teuflisches Geleit, sieh sie dir an,

wie sie schlachten das verängstigte Lamm,

begleitet dich auf diesem verwobenen Weg?

Stets um dein Wohl hab‘ ich mich gesorgt,

hast du etwas zu essen, hast du Komfort?

Wird dir zu schwer dein Gepäck?

 

Mein Herz bebt an deinen Tod zu denken.

Was bleibt mir übrig, sie deine Wahl lenken,

die Halunken, die meinen dich zu führen

in eine neue Welt voll magischer Kreaturen

dargestellt als verführerische Huren,

die deine Kleinheit nicht spüren.

 

Als Sünder wirst du dich begeben zum Sud,

nicht gefestigt und gestählt durch die Glut,

sondern als billiger Schatten deiner selbst.

War es das wert, zu hören auf die Berater,

die tagtäglich posaunen: Wir sind smarter!

Sieh dich an, wie du unaufhörlich fällst.

 

Du botest dich zum Kauf an ohne Scheu,

warst dir selbst nicht mehr treu.

Oh mein Sohn, welch Reue schläft vor dir?

Dein Fletschen der Zähne vernehm‘ ich bang.

Lass nicht den Hass leiten deinen Drang,

dich zu rächen für die angenommene Gier.

 

Sieh nur die Bosheit, die dich umrahmt.

Du willst nicht hören, aber ich habe dich ermahnt.
Trotz allem, mein geliebter gutgläubiger Sohn,

währt meine Liebe ewig für dich auf Erden,

auch wenn du mich trägst zu den Särgen,

so führen doch alle Straßen nach Rom.

© 2022 Anna Antonia

Poems in English

(Gedichte auf Englisch)

The King has fallen 

what happened to the old town 
who stole the long reigning crown 
the king has fallen on his knees 
whispering life affirming pleas 
 
everybody seems to be confused 
No, no, I have not been used 
this cannot possibly be true 
there is no way you knew 
 
from his slumber rose the heir 
you can see him now right there 
he grew in our heart day by day 
to throw himself into the fray 
 
the day has come, he bloomed alright 
who will transform into the shining knight 
you are at liberty to refuse 
remember who you are and choose 

© 2020 Anna Antonia

A singing bird

A bird singing in the rain
is draining my brain
from all the cluster of thought
that I unwittingly bought
 
bells ringing in my ear
a voice whispers: can you hear
what lies beneath your skin
my darling, knowing is no sin
 
have you seen the man
the leader of your clan
waiting for your call
tear down the two-faced wall
 
bring out what hides behind rules
use your talents and tools
buried deep down in self-doubt
existing in a self-created drought
 
Awakening. Seeing. Beeing. happens today
no going back but you don’t have to stay
it is still your choice although the earth
has already decided to take part in a rebirth


© 2020 Anna Antonia

A hunter is on its way

My sweet little daughter posing like prey
be aware the hunter is on its way
he can hear you mourn 
about being too early borne
 
look what you’ve made of yourself
a forgotten book on the shelf
I had a different vision for you
but you have a say in this too
 
your fingers paint in your dream
although it might not seem 
you’re wary eyes only see
the mist where the monsters roam free
 
a hunt is that what you create
it only seems like fate
you choose the experience
can you see it now for once
 
your power stretches beyond all reach
what words do you use in your speech
it echoes back to you all the time
but you cry about it being a crime
 
so the hunter is near, what do you do
have you figured out the clue
look yourself in the eye
and see the hunter with his lie


© 2020 Anna Antonia

A tree on the field

a tree standing alone 
well nourished, fully grown 
oh what it must have seen 
on the worldly screen 
 
mischief, jealousy, grief 
all covered in one leaf 
withering away, coming alive 
offering what it has to give 
 
birds chirping, a light comes up 
wants to feel our empty cup 
but we repeat and repeat 
we’re so used to the heat 
 
sitting under this tree 
writing to feel free 
oh can I even comprehend 
the miracle on which we depend 
 
directly in front of me you sit 
I do have to admit 
I have no idea about anything 
how can I even see your wings 
 
reality is a clever little bitch 
it has us convinced there is no witch 
so we can enjoy the illusion 
for the greater good of expansion

© 2021 Anna Antonia